Die ersten 100 Jahre

1875 -1975

1875

Unsere handgeschriebene Chronik beginnt mit den Worten:

 

"Im Jahre 1875 regte sich in verschiedenen hiesigen Männern der Gedanke, einen Gesangverein zu gründen, wie es in einigen Nachbargemeinden schon der Fall war. Zu diesem Zweck wurde am 6. Oktober eine öffentliche Versammlung in das Gasthaus zum Lamm (Anmerkung: heutiges evangelisches Gemeindehaus) hier einberufen und hiezu alle Sangeslustigen und Freunde des Gesangs eingeladen. Es fand sich eine schöne Anzahl Männer zusammen die sich dieser schönen Sache widmeten und so konnte nun diese Versammlung als Gründung des hiesigen Liederkranz betrachtet werden."

 

Vorstand: Gottlob Haderer, Germaniawirt

Kassier: Christian Mayer, Gemeinderat

Schriftführer: Gustav Bauer, Kaufmann

Die Statuten wurden dem Gemeinderat vorgelegt und von 37 Männern unterschrieben. Der Monatsbeitrag wurde auf 40 Pfennige festgesetzt.

Der erste Chorleiter war der damalige Lehrer Hebsacker aus Nürtingen.



1877

Am 16. September wurde die erste Vereinsfahne geweiht. Der Festplatz war unterhalb dem Schlossgarten im Täle (das heutige Gebiet im Wiesengrund und Zubringerstraße). Schon Tage vorher wurde der ganze Ort geschmückt, als der Festzug durch den Ort dem Festplatz im Täle zustrebte. Voran drei Festreiter, die Nürtinger Stadtkapelle und zwölf Festjungfrauen.

In den ersten 25 Jahren zeichnete sich ein großer Verschleiß an Dirigenten und Vorsitzenden ab (11 Dirigenten, 9 erste Vorsitzende). Bei den Chorleitern war der Grund wohl die häufige Versetzung der Lehrer, die meist auch Dirigent waren.

Im Jahr 1891 wurde diese Vereins-Schnupftabakdose "zur allgemeinen Benutzung" angeschafft.



1900

Am 09. September feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Von schönem Wetter begünstigt kam der Tag heran und wurde "durch Schießen und Tagwacht begrüßt". Für das Jubiläum hatten sich 18 Vereine eingefunden, die sich auch am Festzug beteiligten.



1904

Am 05. Juni fand das Gausängerfest des Neckar-Neuffen-Gau-Sängerbundes in Oberensingen "in den Erlen" (heute: Mühlgarten) statt. Zum Wettgesang fanden sich 13 der zum Gau gehörigen 14 Vereine ein.

Beim Gausängerfest 1904 in Oberensingen entstand das erste Foto vom Liederkranz.



1908

Am 15. März veranstaltete der Verein zum erstenmal in seiner 43-jährigen Geschichte eine sehr gelungene Fastnachtsaufführung.



1913

In Oberensingen wird der Arbeitergesangverein "Freiheit" gegründet, der neben dem Liederkranz auch den Männerchorgesang pflegte.



1919

Am 09.Februar konnte der Liederkranz seine erste Hauptversammlung im Gasthaus zum Hirsch nach dem Krieg abhalten, nachdem von 1914 bis 1918 keine Singstunden stattfanden. Das Übungslokal wurde vom Gasthaus zum Hirsch in die Schule verlegt. Der Verein kaufte ein Klavier. Am 29. November trat der Verein dem Neckar-Neuffen-Gau bei. Bestrebungen seitens des Liederkranzes um eine Vereinigung mit dem Oberensinger Arbeitergesangverein "Freiheit" hatten zunächst keinen Erfolg.



1920

Zum ersten mal wird ein Silvesersingen erwähnt.



1921

Am 30. Oktober wirkte der Verein bei der Einweihung des Kornbeckbrunnen mit.



1925

50-jähriges Jubiläum mit Fahnenweihe am 17.05. 1925
Dekan Gauß aus Nürtingen weihte das Banner. Die Sänger umrahmten die Feierlichkeit mit dem Lied: "Das ist der Tag des Herrn". Anschließend begab sich die Gemeinde und der Verein an das Kriegerdenkmal vor der Kirche um der Vermissten und Gefallenen zu gedenken. Nachmittags bewegte sich durch den ganzen Ort ein bunter Festzug zum Festplatz. 19 Gesangvereine mit insgesamt fast 600 Sängern waren zu Gast.



1928

Der Liederkranz tritt dem Schwäbischen Sängerbund bei.
Am 03. Juni 1928 erreicht der Verein beim Gausängerfest in Linsenhofen einen "1.c Preis". Zitat aus der damaligen Chronik:"Die Sängerfeste sind seltener geworden. In vielen Familien herrscht große Not durch die Arbeitslosigkeit."



1937

In unserer Chronik wird zum erstenmal das Gartenfest im Mühlgarten erwähnt.



1946

Am 19. Juli erhielt der Liederkranz wieder die Genehmigung zur Abhaltung von Chorproben nach dem Krieg. Zwei Monate später am 19. Oktober fand die erste Versammlung statt. 16 Männer fanden sich am 19. Oktober im Nebenzimmer des Gasthauses zum Hirsch ein. (heute kath. Gemeindehaus Effata). Rektor Fritz Blickle aus Nürtingen konnte als Chorleiter gewonnen werden.



1948

Gottlieb Maier aus Nürtingen wird unser Chorleiter. Der Nachfolger des 1. Vorsitzenden Karl Kohler wird Robert Föhl.



1950

Im Jahr des 75 jährigen Jubiläums nimmt unser Verein am 21. Mai, als Auftakt am Wertungssingen anlässlich des 75 jährigen Bestehens des Sängerkranzes Nürtingen teil. Über das Wertungssingen berichtet die NWZ am 21.5.1950:
"Einer der Höhepunkte des Nürtinger Sängerfestes war ein Wertungssingen das heute Vormittag im Festzelt auf der "Schreibere" stattfand. 23 Vereine beteiligten sich an dieser Veranstaltung. Im gesamten wurden 27 Chöre gesungen. Den Vogel schoss jedoch in erster Linie der Liederkranz Oberensingen unter der Chorleitung des sich aufopfernd bemühenden und erfolgreichen Gottlieb Maier, Nürtingen ab. Die Beurteilung des Preisgerichts lautete: schlechthin hervorragende Leistung. Bravo! Bewertung: Mit Auszeichnung".



1952

Das Schwäbische Sängerbundesfest in Aalen, war für unsere beteiligten 85 Sänger ein schönes Erlebnis, besonders deshalb, weil der Verein mit dem "Bergarbeiterlied von G. Clemens" im Kunstgesang die Note "sehr gut" erhielt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste der Chor rund 100 aktive Sänger.



1955

Am 25. und 26. Juni feierte der Verein seinen 80. Geburtstag verbunden mit einer Fahnenweihe. Aus diesem Anlass wurde in der städt. Turnhalle auf der Schreibere das Singspiel "Wenn alle Brünnlein fließen" aufgeführt. Außerdem wurde ein Festkonzert mit großem Erfolg aufgeführt. Am Festzug beteiligten sich 20 Vereine aus der Umgebung.

Rund 90 Aktive stellten sich 1955 vor dem "neuen Schulhaus" anlässlich der Fahnenweihe dem Fotografen.



1956

Am 11. Februar Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Kirchenumbaus.
Am 28. April führte unsere Theatergruppe das lange vorbereitete Singspiel
"Am Brunnen vor dem Tore" auf.



1959

In der Stadthalle findet ein Festkonzert mit dem Hohner-Handharmonika-Orchester aus Trossingen statt.



1960

Anlässlich der Einweihung der Friedrich-Glück-Schule stiftet der Liederkranz das von Bildhauer Eugen Maier geschaffene Graffito, das sich am Eingang der Gymnastikhalle befindet .Am 13. November konnte man den Liederkranz in der Stunde des Chorgesangs im Süddeutschen Rundfunk hören.



1961

Wilhelm Knapp übernimmt das Amt desersten Vorsitzenden von Robert Föhl.



1962

Vom 29. Juni bis 01. Juli fand auf der Schreibere unter der Verantwortung des Liederkranzes Oberensingen das Gauliederfest des Karl-Pfaff-Gaus statt. Für unseren Chorleiter Gottlieb Maier war dieses Fest Höhepunkt und Krönung seiner 50 jährigen Chorleiterlaufbahn. Er schied auf dem Höhepunkt seines Wirkens aus. Gottlieb Maier hat ein Stück Vereinsgeschichte geprägt.



1963

Am 14. September übernimmt Herbert Haußmann, Konrektor an der Realschule Neuffen, die Chorleiterstelle. Er erwartet von den Sängern Disziplin und Aktivität. Auswendiglernen und sich "freimachen vom Notenblatt" sind seine Devisen. Robert Föhl wird wieder 1.Vorsitzender.



1965

Durch die Initiative unseres Mitglieds Hans Munz kommt es zum ersten Besuch des walisischen Männerchores "Cor Meibion" aus Pontypridd, der späteren Partnerstadt von Nürtingen. 56 Sänger werden privat bei den Familien der Oberensinger Sänger untergebracht.



1966

Gegenbesuch des Liederkranzes in Wales mit großem Konzert in Pontypridd. Einige Lieder und Spirituals singt der Chor in englischer Sprache.



1967

Gerhard Zeeb wid zum Ersten Vorsitzenden des Liederkranzes gewählt. Sicher hätte er sich damals nicht träumen lassen, dass er die Vereinsgeschicke auch noch im neuen Jahrtausend führen würde. Robert Föhl wird Ehrenvorsitzender.



1968

Die Sangesfreunde aus Wales kommen zu einem zweiwöchigen Besuch. Höhepunkt ist ein großes Konzert des Cor Meibion in der Stadthalle. Einweihung des neu gestalteten "Wales Platzes" durch OB Gonser. Ausflug mit den Gästen zum Schloß Bebenhausen, Empfang von Dr. Kurt Georg Kiessinger, dem damaligen Bundeskanzler.



1970

Am 9. Mai findet in der Stadthalle ein gemeinsames Benefiz-Konzert mit dem Soldatenchor der 7. US Army aus Heidelberg und der Stadtkapelle statt. Der Erlös ist für den Bau einer Behindertenwerkstätte bestimmt.



1971

Anschaffung eines neuen Flügels 30. Juli bis 10. August: 2. Reise nach Pontypridd.
Das Konzert , das der Chor in Wales gab, wird am 23. Oktober in der Stadthalle Nürtingen mit großem Erfolg wiederholt.



1975

100 jähriges Jubiläum mit 74 Gastchören aus dem Karl-Pfaff-Gau mit Festzug und großem Zelt. 1800 Gäste kamen zur Gratulation. Das Geistliche Konzert in der Nürtinger Stadtkirche am 02.03.1975 war einer der großen Höhepunkte in der Nachkriegsgeschichte des Liederkranzes Oberensingen. Die 70 Sänger ernteten von über 1750 Besuchern große Anerkennung und Applaus.

Der Chor im Jubiläumsjahr 1975 im Schulhof.